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(1894 -1939)
Es steht für einen Kommandanten mit Ehrgefühl außer Zweifel, daß sein persönliches Schicksal von dem seines Schiffes nicht zu trennen ist. Ich schob meine Entscheidung so lange hinaus, wie ich noch die Verantwortung für die Maßnahmen hatte, die das Wohlergehen der unter meinem Kommando stehenden Mannschaft betreffen. Ich kann keinen aktiven Anteil mehr an dem gegenwärtigen Kampf meines Vaterlandes nehmen. Ich bin glücklich, mit meinem Leben die Ehre der Flagge besiegeln zu können. Ich gehe meinem Schicksal in dem festen Glauben an die Sache und die Zukunft meines Landes entgegen.
Aus den letzten Zeilen, die Kapitän zur See Hans Langsdorff vor seinem Freitod am Abend des 19. Dezember 1939 am Rio de la Plata niederschreibt. Er hat keine Chance mehr, sein Schiff, die »Admiral Graf Spee«, feindlichem Zugriff zu entziehen und meldet sich, nachdem er seine Männer in ehrenvoller argentinischer Internierung gesichert sieht, zur Großen Armee ab.
Der Mann, der niemals mehr von seiner Mannschaft gefordert hat, als er selbst zu geben bereit war, wird am 20. März 1894 in Bergen auf Rügen geboren. 1912 tritt er in die Dienste der Kaiserlichen Marine. 1915 wird er Leutnant zur See. Die gigantische Seeschlacht vor dem Skagerrak am 31. Mai 1916 ficht er an Bord des Schiffes »Großer Kurfürst« mit. Anschließend bis zum Kriegsende kommandiert er ein Minensuchboot im besonders harten Einsatz des Vorpostendienstes.
Nach 1918 in die kleine Reichsmarine übernommen, wird er 1929 Chef einer Torpedobootflottille. 1939 übernimmt er das Kommando über das Panzerschiff »Admiral Graf Spee«, der seinerzeit modernsten Einheit der Deutschen Kriegsmarine.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges hat Langsdorff den Auftrag, mit der »Spee« die Handelswege der Feindmächte im südlichen Atlantik und im Indischen Ozean zu stören. Dabei versenkt er neun feindliche Schiffe. Sein Offizier Rasenack berichtet:
»Unser Kommandant. Kapitän zur See Langsdorff. achtet streng darauf, daß die Besatzung vollzählig vor der Versenkung gerettet wird. Daher ist bei allen Versenkungen, die das Panzerschiff durchführte, kein einziges Mitglied der Handelsschiffsbesatzungen ums Leben gekommen.«
Am 13. Dezember 1939, fast genau 25 Jahre, nachdem Vizeadmiral Graf Spee, dem zu Ehren das Schiff getauft ist, seinen letzten Kampf vor der argentinischen Küste ausgefochten hat, wird Langsdorff dort von britischen Kreuzern gestellt. Diese erste größere Kampfhandlung zur See im Zweiten Weltkrieg ist zugleich die letzte klassische Seeschlacht ohne Beteiligung von Luftstreitkräften. Nach heftigster und tapferer Gegenwehr (36 deutsche Seesoldaten fallen, Langsdorff wird verwundet) und nachdem den feindlichen Schiffen schwere Beschädigungen zugefügt werden konnten, läuft die »Graf Spee« - vom Kampfe böse gezeichnet - in den Hafen von Montevideo ein.
Es besteht keine Aussicht mehr, der gegnerischen Übermacht zu entkommen. Um die »Graf Spee« nicht zur Beute des Feindes werden zu lassen, gibt Langsdorff, gedeckt durch die deutsche Führung, den Befehl, sein Schiff zu sprengen. Die Mannschaft kommt in ehrenvolle argentinische Internierung.
Am Abend des 19. Dezembers dann opfert Kapitän zur See Langsdorff sein Leben für die Ehre der Reichskriegsflagge. Offizier Rasenack notiert als Augenzeuge:
»Am Tage darauf findet das Begräbnis auf dem Deutschen Friedhof in Buenos Aires statt. Hunderttausende Argentinier stehen auf Kapitän Langsdorffs letztem Wege Spalier. Nicht einmal beim Begräbnis eines Präsidenten ist die Anteilnahme der argentinischen Bevölkerung je so groß gewesen. Bewegt und erschüttert stehen wir am Grabe unseres Kommandanten, der uns das Leben gerettet hat. Gedämpft erklingt das Lied vom >Guten Kameraden |
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